Der Kino Einfluss: Jean-Pierre Melville – Inspiration Street Fotografie

Meine Inspiration in der Street Fotografie, Teil 3 – Jean-Pierre Melville

Dieser Artikel basiert auf meinem Original Artikel, den ich für das Schweizer Street Fotografie Kollektiv, das swissstreetcollective, geschrieben habe in englischer Sprache.

Alain Delon in “Le Samourai”

Einleitung: Jean-Pierre Melville – Pionier der Street Fotografie

In dieser Ausgabe meiner Serie über Kinoeinflüsse widme ich mich Jean-Pierre Melville, dessen kinematografische Techniken und bildsprachliche Innovationen nicht nur mich, sondern auch viele andere Künstler in der Street Fotografie und im Film beeinflusst haben.

“Bob Le Flambeur”, Jean-Pierre Melville, 1956

Jean-Pierre Melville: Einflussreicher Meister der Film Noir und Street Fotografie

Jean-Pierre Melville, geboren als Jean-Pierre Grumbach, wählte seinen Künstlernamen in Anlehnung an den amerikanischen Schriftsteller Herman Melville. Seine Filme, wie „Le Samourai“, sind bis heute ein Sinnbild für eine stilisierte, stoische Maskulinität und eine tiefgründige visuelle Erzählkunst, die auch in der Street Fotografie ihren Widerhall findet.

“Un Flic” (“Der Chef”), Jean-Pierre Melville, 1972

Visuelle Poesie: Melvilles Einfluss auf die Film Noir und Street Fotografie

Melvilles Werke sind geprägt von den typischen Elementen des Film Noir: kalte, nasse Straßen, emotionslose Gangster und eine Atmosphäre des Verrats und des Todes. Diese Themen entwickelte er weiter und brachte sie in die komplexen Straßenschluchten großer Städte, ein Stil, der auch in der modernen Street Fotografie noch immer ihren Platz findet – und das sehr oft.

“Bob Le Flambeur”, Jean-Pierre Melville, 1956

Melvilles Erbe in der modernen Street Fotografie und Filmkunst

Die mehrschichtigen, schattenreichen und hintergrundbeleuchteten Kompositionen Melvilles, die sowohl großflächig als auch intim sind, sprechen direkt zu jedem, der sich mit Street Photography beschäftigt. Seine Darstellung verzweifelter, starker Charaktere, die wenig oder keine Emotion zeigen, bleibt faszinierend und relevant.

Alain Delon in “Le Samourai”

Melvilles fortwährender Einfluss auf Filmemacher und Fotografen

Jean-Pierre Melville hat nicht nur in der Fotografie, sondern auch im zeitgenössischen Kino Spuren hinterlassen. Von Nicolas Winding-Refns „Drive“ über die Coen-Brüder bis hin zu Quentin Tarantino – alle haben Elemente von Melvilles Stil adaptiert und weiterentwickelt. Seine Darstellung des isolierten Anti-Helden findet sich in zahlreichen modernen Werken wieder und beeinflusst die Darstellung urbaner Landschaften und Charakterstudien.

“Le cercle rouge” (Vier im roten Kreis), Jean-Pierre Melville, 1970

Jean-Pierre Melville und Michael Mann: Meister des urbanen Noir und ihre Einflüsse auf die Street Fotografie

Jean-Pierre Melville hat mit seiner einzigartigen filmischen Handschrift die Ästhetik des Neo-Noir maßgeblich beeinflusst, was sich deutlich in den Werken von Regisseuren wie Michael Mann widerspiegelt. Michael Mann, bekannt für seine stilisierte Darstellung urbaner Landschaften und tiefgründiger Charakterstudien, teilt viele thematische und visuelle Elemente mit Melville, insbesondere in Filmen wie „Heat“ und „Collateral“.

Beide Regisseure nutzen die Stadt als einen Charakter an sich – eine lebende, atmende Entität, die sowohl die Isolation als auch die Intimität ihrer Bewohner widerspiegelt. In Melvilles „Le Samourai“ und Manns „Heat“ sehen wir die Darstellung des einsamen Anti-Helden, der durch die urbanen Schatten navigiert, getrieben von einem persönlichen Kodex und der Unausweichlichkeit des Schicksals. Die Protagonisten, ob es Alain Delons Auftragskiller Jef Costello oder Robert De Niros Berufsverbrecher Neil McCauley ist, sind Meister darin, sich in der öffentlichen Anonymität zu verbergen, und offenbaren ihre wahren Selbst nur in seltenen, oft schmerzhaft ehrlichen Momenten.

Zudem ist die Nutzung von Licht und Schatten bei beiden Regisseuren signifikant. Melville und Mann setzen auf hartes, oft künstliches Licht, das die nächtliche Großstadtlandschaft in eine Welt verwandelt, die sowohl gefährlich als auch verführerisch ist. Diese visuellen Techniken verstärken das Gefühl der Entfremdung und des Verlorenseins, das ihre Charaktere oft empfinden.

Darüber hinaus zeigt sich in beiden Regisseuren eine Vorliebe für präzise, fast schon chirurgische Action-Sequenzen, die mehr durch die Atmosphäre und Spannung als durch übertriebene Gewaltdarstellung wirken. Die sorgfältige Inszenierung von Verfolgungsjagden und Schusswechseln in den Straßen, die so charakteristisch für Manns Filme sind, finden ihr Echo in Melvilles methodischem Erzählstil, der den Zuschauer tief in das psychologische Drama eintauchen lässt.

Diese Parallelen zeigen, wie Jean-Pierre Melvilles filmisches Erbe weiterlebt und moderne Filmemacher wie Michael Mann inspiriert, die Grenzen des Film Noir zu erweitern und dabei eine Brücke zur Street Fotografie zu schlagen, indem sie die urbane Umgebung als wesentlichen Erzählbestandteil nutzen.

“Le deuxième souffle”, Jean-Pierre Melville, 1966

Abschluss: Die bleibende Inspiration von Jean-Pierre Melville

Jean-Pierre Melville bleibt eine zentrale Figur, die zeigt, wie tiefgreifend das Kino die Kunst der Street Fotografie beeinflussen kann. Sein Werk, das die Grenzen des Film Noir neu definierte und erweiterte, inspiriert nach wie vor Filmemacher und Fotografen weltweit.

Vielen Dank fürs Lesen, Bastian Peter

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Bastian Peter
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